Spuren und Zeugnisse in den Freitod getriebener Juden der Jahre 1938–1945 in Berlin
Auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee sind 1677 Berliner Juden beigesetzt. die sich während der Zeit des Nationalsozialismus aus Verzweiflung und Besorgnis, aus Angst vor Deportation und Ermordung das Leben nahmen. Vermutlich liegt die Zahl der Selbstmorde in dieser Zeit wesentlich höher als bisher ermittelt werden konnte. Das vorliegende Buch ist Ergebnis eines von der Europäischen Union finanzierten, einjährigen Forschungsprojektes des Berliner Centrum Judaicum. Anna Fischer suchte nach Dokumenten und Zeugnissen der »Opfer durch Freitod«, die einige Hintergründe dieser menschlichen Tragödien erhellen können. Hilfreich waren bei der Recherche vor allem die Erinnerungen und Informationen der noch lebenden Angehörigen. Zusammen mit den in den Archiven gefundenen Aufzeichnungen ermöglichen sie nun, dieses in jeder Hinsicht schwierige Thema und einzelne Schicksale in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Das Buch gibt den Nachkommen die Gewissheit, dass der Tod ihrer Verwandten nicht vergessen und im Kontext der nationalsozialistischen Verfolgung gesehen wird. Der Publikation vorangestellt sind Gedanken des langjährigen Landesrabbiners von Baden-Württemberg. Das Schlusskapitel des Buches behandelt Schicksale von Juden, die sich ebenfalls zwischen 1933 und 1945 das Leben nahmen, jedoch nicht auf dem Friedhof der Berliner Jüdischen Gemeinde, sondern auf dem östlich von Potsdam gelegenen Südwestkirchhof Stahnsdorf beigesetzt wurden. »Erzwungener Freitod« ist eine Spurensicherung, die vor allem auf Erinnerungen beruht und einen Beitrag gegen das Vergessen leistet, gleich ob es um namhafte oder unbekannte Menschen geht.
Anna Fischer…
…Studium der Kunstgeschichte und Europäischen Ethnologie in Berlin und Amsterdam; verschiedene fotografische Arbeiten für Publikationen; seit 2003 wissenschaftliche Projekt-Mitarbeiterin in der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, u.a. Koordination der Ausstellungen „Aus Kindern wurden Briefe“ und „Hermann Struck. Berliner Künstler und früher Zionist“.